Uwe Schoch: Ein singender Polizist mit russischer Seele. 25. Dezember 2014 Seine Familie stammt zwar aus Königsberg, doch aufgewachsen ist er in Wuppertal: Uwe Schoch hat eine Karriere als Polizist hinter sich und ebenso eine Gesangsausbildung – mit der russischen Folklore verbindet ihn eine große Liebe und eine ebenfalls beachtliche Karriere. Kräftige
Statur, Silberbart, tiefe Bass-Stimme, „Kalinka“-Lied im
Repertoire – der Vergleich mit Iwan Rebroff liegt nah. Doch Uwe
Schoch hat nie versucht, sich als einen waschechten Russen in
Szene zu setzen. „Rebroff hatte eine gewaltige Stimme von
dreieinhalb Oktaven. Ich habe ihn damals verehrt“, erinnert sich
der Bass-Sänger. Die große Liebe zur russischen Musik kam
allerdings viel früher. Als er zwölf Jahre alt war, brachte sein Vater eine Schallplatte vom „Don-Kosaken-Chor“ nach Hause. Besonders ein Lied faszinierte den kleinen Uwe: „Das einsame Glöckchen“. „Da war eine wunderschöne Stimme im Sopranbereich, und mein Vater sagte, das singt ein Mann“. Seitdem ließ ihn die russische Folklore nicht mehr los. Jedes Mal, wenn ein russisches Ensemble in der Nähe gastierte, musste er dabei sein. Uwe Schoch: Der Wuppertaler, der „Kalinka“ singt. Foto aus dem persönlichen Archiv. Einmal
gelang es ihm, nach einem Konzert mit den Balalaika-Musikern zu
sprechen. Die Russen fanden seine Stimme so gut, dass man prompt
ein gemeinsames Konzert veranstaltete. Das war der Wendepunkt. Der
Kosaken-Chor, die Balalaika-Gruppe „Newa“ und
"Zarewitsch", die "Tschaikas" und die
"Wolgas" – der Bass-Sänger kann gar nicht alle
russischen Chöre und Ensembles aufzählen, mit denen er als
Solist aufgetreten ist. Die russische Seele ist kein Mythos Vielleicht liegt diese Verbundenheit an seiner Herkunft, denn seine Familie stammt aus Königsberg. Zum ersten Mal konnte Uwe Schoch seine Heimat 1979 besuchen, als er auf einem Kreuzfahrtschiff als Sänger arbeitete. „Ich weiß noch, dass die Stimmung an Bord sehr betrübt war. Das waren ältere Leute, die Königsberg im Krieg verlassen mussten. Die haben bitterlich geweint, denn sie haben ihre Stadt nicht wiedererkannt. Für mich jedoch war es sehr beeindruckend, meine Geburtsstadt zu sehen“, erinnert sich Schoch. Inzwischen ist er unzählige Male in Russland gewesen und konnte
auch seinen Traum verwirklichen: mit der Transsibirischen
Eisenbahn durch Russland (damals noch die Sowjetunion) reisen. Die
Reise hatte er 1987 in der damals sehr populären Spielshow
„Mensch Meier“ gewonnen. „8 530 Kilometer von Moskau bis
Chabarowsk – da habe ich Land und Leute hautnah erlebt“, sagt
er. Obwohl er nur ein paar Brocken Russisch gesprochen habe, habe
er sich in diesen zweieinhalb Wochen mit vielen einfachen
russischen Menschen angefreundet. Inzwischen spricht Uwe Schoch
fließend Russisch. „Wenn man Lieder singt, muss man verstehen,
was dahintersteckt“, meint er. Er ist in der ganzen Welt herumgekommen und hat unterschiedliche
Menschen kennengelernt. Doch die russische Seele hat es ihm
besonders angetan. Aber ist die berühmte geheimnisvolle russische
Seele nicht einfach nur ein uraltes Klischee? Für den deutschen Sänger
ist sie kein Mythos, sondern Realität, die er bei seinen mehr als
50 Reisen nach Russland erlebt hat: „Die russische Seele ist für
mich die Herzlichkeit und die Wärme der Menschen. Wenn Sie kein
Geld in der Tasche haben, aber zehn Freunde, werden Sie immer
satt.“ Jetzt in der Vorweihnachtszeit haben Uwe Schoch und seine Gruppe
„Zarewitsch“ besonders viel zu tun. Neben vielen Konzerten in
Wuppertal und Umgebung gehen sie auf Tournee nach Österreich. Er
wird wie schon so oft „Schwarze Augen“ und „Moskauer
Abende“ als Zugabe singen. Und wie immer werden ihn die
Zuschauer fragen, wie es kommt, dass er russische Folklore singt,
ob er vielleicht ein Wolgadeutscher sei. Und sie werden versuchen,
mit ihm über die politische Situation zu diskutieren. Doch da
blockt Uwe Schoch ab: „Die Politik klammere ich aus. Ich mag das
Land, die Leute und die russische Seele. Punkt!“ Politik hin oder her, der deutsche Künstler Uwe Schoch versteht
sich als Vertreter der russischen Kultur und der russischen Musik.
Und sie kommt nach wie vor sehr gut an. Davon ist der deutsche Sänger
überzeugt.
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